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Newsletter vom 28. 3. 2021

Die Kunst des Förderns ist mehr als nur pädagogisches Begleiten Was zeichnet Lehrerinnen und Lehrer aus, die eine nachhaltige pädagogische Wirkung erzielen? Darauf gibt es sicher unterschiedliche Antworten. Unbestritten jedoch ist, dass Pädagogen mit Tiefenwirkung in der Kunst des Förderns ihrer Schülerinnen und Schüler auf der Höhe ihrer Aufgabe sind. Wir alle kennen Lehrerinnen und Lehrer, die in einer positiven Erwartungshaltung vor ihrer Klasse stehen und mit Begeisterung ein Thema vermitteln. Sie strahlen Freude aus und vermitteln mit ihren klaren inhaltlichen Vorstellungen ein Bild pädagogischer Festigkeit, das Vertrauen schafft. Ihre Grundhaltung regt die Schüler zum Miterleben und Mitdenken an

Die Kunst des Förderns ist mehr als nur pädagogisches Begleiten

Was zeichnet Lehrerinnen und Lehrer aus, die eine nachhaltige pädagogische Wirkung erzielen? Darauf gibt es sicher unterschiedliche Antworten. Unbestritten jedoch ist, dass Pädagogen mit Tiefenwirkung in der Kunst des Förderns ihrer Schülerinnen und Schüler auf der Höhe ihrer Aufgabe sind. Wir alle kennen Lehrerinnen und Lehrer, die in einer positiven Erwartungshaltung vor ihrer Klasse stehen und mit Begeisterung ein Thema vermitteln. Sie strahlen Freude aus und vermitteln mit ihren klaren inhaltlichen Vorstellungen ein Bild pädagogischer Festigkeit, das Vertrauen schafft. Ihre Grundhaltung regt die Schüler zum Miterleben und Mitdenken an.

Diese pädagogische Ausstrahlung ist der wichtige Auftakt für einen erfolgreichen Lernprozess. Die pädagogische Kunst des Förderns setzt dann ein, wenn die Phase des dialogischen Lernens beginnt. Im Klassenunterricht spielt dabei das intuitive Beobachten der Schüler, das richtige Aufnehmen und Weiterentwickeln von Schülerantworten und eine gezielte Ermutigung durch ein berechtigtes Vertrauen ins Leistungsvermögen der Lernenden eine zentrale Rolle. Wo dieser Lernprozess gelingt, findet sich auch das richtige Mass an aufbauendem Lob und beflügelndem Optimismus.

Korrigierte und kommentierte Aufsätze zur Deutschförderung

Besonders ausgeprägt ist dieser fördernde Dialog in Bereichen, wo primär ein dualer Prozess zwischen Lehrperson und Lernendem stattfindet. In unserem spannenden Schwerpunktbeitrag untersucht Carl Bossard in einer differenzierten Analyse die Bedeutung der Rückkoppelungen in dualen Lernbeziehungen. Der Autor geht vom Beispiel des Aufsatzunterrichts aus und zeigt, wie Jugendliche durch sorgfältig korrigierte und aufbauend kommentierte Schülertexte den Weg zu einer präzisen Sprache finden können. Nicht billiges Lob, sondern Aufforderungen zum Neuformulieren unklarer Stellen und zur Überarbeitung stilistischer Holprigkeiten zeichnen diese direkte Art der Deutschförderung aus.

Von der Lehrperson verlangt dieser Dialog neben dem zeitlichen Aufwand einiges an Empathie, denn es braucht eine gewisse Vertrautheit mit der Gedankenwelt von Jugendlichen. Immer wieder sind dabei auch Gespräche nötig, um eine Kontinuität in den Lernbeziehungen zu erreichen.

Die Quantität der Arbeiten ist kein Gradmesser für seriöse Lehrerbildung

Unweigerlich stellt sich bei diesen Überlegungen die Frage nach dem Lehrerbild. Sind wir wirklich auf dem richtigen Weg, wenn grundlegendes Lernen durch digitale Programme und engagierte Vollblut-Lehrerinnen durch pädagogische Begleiterinnen ersetzt werden sollen? Diese Frage richtet sich in erster Linie an die Pädagogischen Hochschulen, wo die Weichen für die künftige Schulentwicklung gestellt werden. Leider bestehen erhebliche Zweifel, ob die Zeit in der Ausbildung für eine solide Fachdidaktik mit dem nötigen Training in der Schulpraxis richtig genützt wird. Allzu oft kommt es vor, dass Studierende ihre wissenschaftlichen Abhandlungen ohne ausführlichen Kommentar oder abschliessendes Gespräch mit ihrem Dozenten zurückerhalten. Diese sind gehalten, möglichst viele Arbeiten schreiben zu lassen und haben kaum noch Zeit, sich ausführlich den eingereichten Texten zu widmen. Das zentrale Element der dialogischen Förderung kommt so sträflich unter die Räder.

Die Bubenförderung bleibt eine offene Frage

Einen etwas anderen Akzent betreffend Fördern setzen wir mit dem zweiten Beitrag von Christof Gertsch über die oft diskutierte Benachteiligung der Buben in unseren Schulen. Der Autor sieht die Lage nicht allzu dramatisch, vielmehr glaubt er, dass die soziale Herkunft für den Schulerfolg weit wichtiger ist als das Geschlecht. Dies trifft sicher zu, doch damit ist die Frage, warum sich denn so viele Buben in der Primarschule weit auffälliger verhalten als die meist disziplinierteren Mädchen noch nicht geklärt. Im interessanten Beitrag vermisse ich leider den Hinweis, dass Bubenförderung viel mit direkter Führung und herausfordernden Bildungsinhalten zu tun hat. Wer mässig schulinteressierte Buben in digitalen Wochenprogrammen beschäftigt, muss sich nicht wundern, wenn sie ihr Wochenziel nicht erreichen. Buben packt man auch nicht, indem man den Bau des Eiffelturms auf Französisch erklärt. Das sind weltfremde didaktische Vorstellungen, die jede Empathie für die Welt der Buben vermissen lassen.

Vermittlung von grundlegendem Wissen ist Förderung der Lebenstüchtigkeit

Um das Fördern auf einer andern Stufe geht es im Beitrag von Beat Gräub über die Revision des neuen Lehrplans für die KV-Berufslehre. Da wehrt sich der Autor zu Recht gegen den vorgesehenen inhaltlichen Abbau in Fächern wie Deutsch und Volkswirtschaftslehre. Jugendlichen soll weiterhin ein breites kaufmännisches Fundament mit einem nutzbringenden Orientierungswissen vermittelt werden. Wenn schwammige Vorstellungen von universell anwendbaren Handlungskompetenzen klare inhaltliche Bildungsziele verdrängen, fördert man die Lebenstüchtigkeit junger Menschen überhaupt nicht. Auch da ist der Vorwurf am Platz, dass wertvolle Ausbildungszeit für fragwürdige Bildungsvorstellungen verloren geht. Es ist höchste Zeit, dass die begründete Kritik engagierter KV-Lehrpersonen gegenüber praxisfernen Entwicklungen ernst genommen wird.

Informatives und Herausforderndes zum Abschluss

Zwischen den herausfordernden Texten haben wir einige informative Beiträge über Aktuelles und Vergangenes aus der Bildungspolitik sowie zum Geschehen rund um die Coronakrise aufgenommen. Dazu gehören unter anderem Überlegungen zur Verbesserung des Fernunterrichts und der Dauerbrenner einer gerechteren Notengebung.

Das Schlussbouquet wiederum hat es in sich. Peter Aebersold würdigt das Lebenswerk des Ehepaars Grossmann, welches die Bedeutung frühkindlicher Bindungen an die Eltern und an andere wichtige Bezugspersonen für die erfolgreiche Bewältigung späterer Aufgaben unterstreicht. Im dreiteiligen letzten Beitrag von Volker Ladenthin geht es um unerfüllbare Erwartungen an die hochgelobte Kompetenzenlehre des neuen Lehrplans. Viele von Ihnen werden sich nach der Lektüre der differenzierten Kritik bestärkt fühlen, dass ein in Teilkompetenzen aufgesplittertes Kompetenzenmodell kaum als praktische Orientierungshilfe taugt.

Literarischer Glanzpunkt des Bouquets ist sicher der geschichtliche Rückblick von Carl Bossard über die Bedeutung grosszügiger Schulhausbauten gegen Ende des 19. Jahrhunderts für die Kultur ganzer Regionen.

Wählen Sie aus dem reichhaltigen Menu aus und geniessen Sie die Lektüre!

Redaktion Starke Volksschule Zürich

Hanspeter Amstutz