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Newsletter vom 10.11.2019

Mit Kindern zu experimentieren zeugt von wenig Verantwortungsbewusstsein

8.11.2019 Marianne Wüthrich

Ein ganz besonderes Erlebnis der letzten zwei Wochen war der Vortragsabend der Ostschweizer Kinderärzte in St. Gallen, über den Urs Kalberer und Yasemin Dinekli in diesem Newsletter berichten. Im bis zum letzten Platz gefüllten Grossen Hörsaal der FHS hörten die Teilnehmer gebannt den glasklaren Analysen von Prof. Dr. Giovanni Maio und Prof. Dr. Jochen Krautz zu. Sie schilderten aus der Sicht des Kinderarztes und des Pädagogen auf eindrücklichste Weise, welche verheerenden Folgen die Reduzierung auf ökonomisch verwertbare Objekte für die gesamte Entwicklung der jungen Persönlichkeiten sowie für den sozialen Zusammenhalt und die Demokratie hat und forderten eine dringende Umkehr. In seinem Bericht ruft Urs Kalberer uns Lehrerinnen und Lehrern zu, dass wir uns nicht von unserem Berufsauftrag abbringen lassen sollen, den uns anvertrauten Kindern eine Bildung mitzugeben, die diesen Namen verdient.

Tatsächlich wagen es erfreulicherweise immer mehr Lehrer, sich gegen den von oben verordneten Umbau und Abbau der Bildung zu Wort zu melden. Eine ganze Reihe von Leserbriefen und Artikeln können wir Ihnen auch diesmal als stärkende Lektüre anbieten: Kritik am Dauerbrenner Sprach«unterricht», der in drei Sprachen gleichzeitig zusammengewürfelt wird und logischerweise kümmerliche Ergebnisse zeitigt, Kritik am verfehlten Integrationsprinzip, Kritik an der Abschaffung des Schulfaches Geschichte und gleichzeitig am untauglichen Kompetenzmodell des Lehrplan 21.

«Und wer trägt die Verantwortung?»

Mit dieser Frage erinnert uns Carl Bossard an die beklemmende Tatsache, dass jeder junge Mensch nur eine Bildungsbiografie hat und dass die Täter sich nicht einfach aus der Verantwortung stehlen können.

Da wüssten wir schon einige:

  • Die EDK und ihre «Experten», die im stillen Kämmerlein den unseligen Lehrplan 21 verfasst haben.
  • Unsere kantonalen Verwaltungen, die ihn entgegen allen Warnungen eingeführt haben und nun die Schulen und die einzelnen Lehrer steuern, damit ja keiner vom autoritär vorgegebenen Weg abkommt.
  • PH-Dozenten wie die beiden Fachdidaktiker der PH Bern, die mit ihrem Rechtfertigungsversuch für einen «erweiterten und der Kompetenzorientierung entsprechenden Begriff von Erzählen» bestätigen, dass sie keine Ahnung haben, welches fachliche Fundament ein Lehrer haben muss, um unterrichten und nicht nur coachen zu können. Dafür demonstrieren sie ihre Absicht, die Jugendlichen mit willkürlich ausgewählten Einzelszenen politisch zu beeinflussen.
  • Unsere Behörden in Bund, Kantonen und Gemeinden, die ab dem Chindsgi die Kinder mit ihrem Computer in Einzelkojen setzen und ihnen damit den gemeinsamen Weg zum Lernen mit ihrer Lehrerin und ihrer Klasse verweigern. In diesem Zusammenhang sollten wir von den Verantwortlichen auch einfordern, dass sie die Warnung des «Verbandes der deutschen Kinder- und Jugendärzte (BVKJ)» vor der Abgabe von Handys an Kinder unter 11 Jahren ernst zu nehmen haben.
  • Die Zürcher Behörden, die – wie uns Hans-Peter Köhli erinnert – über den klaren Willen des Zürcher Stimmvolks einfach hinweggehen und den Kindergarten im ersten Zyklus des Lehrplan 21 verschwinden lassen. Kein Wunder, entgegnen uns viele Bürgerinnen und Bürger, wenn wir sie um ihre Unterschrift für eine Initiative bitten: «Die da obe mached ja sowiso was s wänd».

Und trotzdem: Wir lassen uns unsere einzigartige direkte Demokratie und unsere einst sehr gute Schulbildung nicht kaputtmachen! Dafür kämpfen wir vom Verein «Starke Volksschule Zürich» zusammen mit vielen anderen engagierten Menschen.

Die nächste Gelegenheit, uns und unsere Aktivitäten kennenzulernen, können wir Ihnen am Dienstagabend, 19. November, anbieten. Wir freuen uns, Sie zum Vortrag eines «Lehrers mit Leib und Leidenschaft», Dr. phil. Carl Bossard, und zur anschliessenden Diskussion einzuladen. (siehe Veranstaltungshinweise am Ende des Newsletters)

Marianne Wüthrich

Inhalt

  • Mit Kindern zu experimentieren zeugt von wenig Verantwortungsbewusstsein
    11.2019 Marianne Wüthrich
  • Und wer trägt die Verantwortung
    Journal21, 2.11.2019, Carl Bossard
  • Wer schweigt, schadet der Volksschule
    11.2019, Hanspeter Amstutz
  • Leserbriefe zum Sprachenlernen
  • Ich bin eine Leseratte
    NZZ 28.10.2019, Meinung & Debatte, Gastkommentar von Alexander Kluge
  • Muss Schule immer Spass machen?
    BZ 26.10.2019, Gastkommentar von Mario Andreotti
  • Leserbriefe zur Integration
  • Im Spannungsfeld von Schule und Wirtschaft
    Schule Schweiz, 3.11.2019, Urs Kalberer
  • Was sich der Homo oeconomicus in unseren Schulen so alles ausdenkt
    Condorcet Bildungsblog 11. 2019, von Yasemin Dinekli
  • «Der Geschichtsunterricht ist zu mager»
    Berner Schule 5/19, Interview: Stefan Wittwer und Franziska Schwab
  • SchülerInnen lernen, Geschichte zu erzählen
    Berner Schule 5/19, Von Regula Argast und Andreas Stadelmann
  • Die da obe mached ja sowiso was s wänd
    11.2019 Hans-Peter Köhli
  • Ärzteverband rät davon ab, Kindern Handys zu geben
    NZZ 1.11.2019, Panorama, Jochen Siegle
  • Campus Seminar in Zürich-Oerlikon
    NZZ 31.10.2019, Verlagsbeilage
    Die acht Partner von Spotlight Schweiz
  • Veranstaltungshinweise
    November: Schulkinder suchen keinen Coach. Sie wollen einen Häuptling
    Veranstaltung der «Starken Volksschule Zürich
    Eltern - Seminare zum Lehrplan 21
    Reflexionsforum Neuzeitlich Bildung mit Herz und Hirn, Grüningen, Beatrix Inauen