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Newsletter vom 26.5.2019

Verwirrende Testergebnisse und offene Fragen

Bis jetzt waren die Schweizer Bildungsfachleute stolz auf das gute Abschneiden unserer Jugend bei den PISA-Tests im Bereich Mathematik. Und nun das: Die nationalen Erhebungen zeigen, dass bei den Grundanforderungen nur sechs von zehn Schülern die Bildungsziele erreichen. Die Erziehungsdirektorenkonferenz ist ziemlich ratlos über das unerwartete Resultat und versucht mit abenteuerlichen Begründungen das Debakel zu erklären. Was auch alles an unglücklichen Umständen erwähnt wird, überzeugt jedoch nicht. Das Argument, dass in den meisten Kantonen in der Mathematik zum Zeitpunkt der Erhebung noch nicht nach dem Kompetenzenmodell des neuen Lehrplans unterrichtet wurde, steht auf wackeligen Beinen.

So sticht für den Kanton Zürich, der unterdurchschnittlich abgeschnitten hat, dieser Trumpf überhaupt nicht. Hier wurden die Mathelehrmittel schon im Voraus auf die Bildungsziele und die methodischen Leitlinien des neuen Lehrplans ausgerichtet. Obwohl erfahrene Lehrpersonen immer wieder warnten, die Überfülle an Bildungszielen und der Verzicht auf gründliches Üben würden sich bei schwächeren Schülern stark bemerkbar machen, nahm man die Kritik nicht ernst. Jetzt ist die Quittung da und sie schmerzt empfindlich.

Immerhin scheint die EDK auch von Erfreulichem berichten zu können. Im Deutsch sind die Schüler besser als erwartet. Doch Vorsicht, denn was im Deutsch geprüft wurde, ist nur ein kleiner Teil der sprachlichen Kompetenzen. Wir wissen nicht, wieweit unsere Schüler imstande sind, sich über ein gewähltes Thema in schriftlicher Form verständlich auszudrücken. Dies zu prüfen wäre sicher eine Herkulesaufgabe, aber es brächte sehr viel mehr Licht ins Dunkel. Doch die EDK hat sich dieser Herausforderung nicht gestellt. Wahrscheinlich könnten Lehrpersonen der Sekundarstufe durchaus Auskunft geben, wie gut es um die Kompetenz der Primarschüler beim Schreiben von Aufsätzen steht.

Vorsicht ist auch bei der Beurteilung der sprachlichen Kompetenzen in der ersten Fremdsprache geboten. Lese- und Hörverstehen wurden eingehend geprüft, aber ausgerechnetbei den heiklen Bereichen Sprechen und Schreiben liegen keine Testergebnisse vor. Wie die seriösen Untersuchungen der Zentralschweizer Bildungsdirektorenkonferenz aber zeigen, liegen genau da die Schwachstellen beim frühen Sprachenlernen.

Die gesamten Testergebnisse geben wenig klare Antworten. „Starke Volksschule Zürich“ ist nicht zufrieden mit den gewundenen Erklärungen der EDK und der Zürcher Bildungsdirektion. In unserer Mitteilung an die Medienverlangen wir, dass die Ursachen für den Misserfolg aufgedeckt werden. Es ist von grösster Bedeutung, dass die Resultate von kritischen Forschern sorgfältig analysiert und kommentiert werden. Wir alle haben ein Recht zu wissen, was da in unserer Schule nicht rund läuft.

Es wäre aber jammerschade, wenn Sie vor lauter Pulverdampf um die EDK-Tests die grossartigen Essays und aufschlussreichen Berichte in unserem Newsletter übersehen würden. Es sind fundierte Beiträge, die wirklich aufbauen und deren Lektüre viel Freude bereiten wird. Lesen Sie, was Carl Bossard über den Wert einer zuversichtlichen Grundhaltung im Unterricht schreibt und was namhafte Schulpraktiker zu den brennendsten Schulfragen zu sagen haben. Die Texte haben es in sich.

Redaktion «Starke Volksschule Zürich»

Hanspeter Amstutz

Inhalt

  • Verwirrende Testergebnisse und offene Fragen
    Redaktion «Starke Volksschule Zürich», 25.5.2019, Hanspeter Amstutz
  • Setze den Stein nach der Richtschnur!
    Condorcet Bildungsperspektiven 9.5.2019, von Carl Bossard
  • Geheimsache Schwellenwerte
    Condorcet Bildungsperspektiven 10.5.2019, von Walter Herzog
  • Testergebnisse EDK am 24. Mai erwartet
    Medienmitteilung «Starke Volksschule Zürich» 22.5.2019, Timotheus Bruderer
  • Ein katastrophales Zeugnis für die Basler Schulen
    NZZ 25.5.2019, Jörg Krummenacher
  • Zürich liegt im Mittelfeld und rätselt über gewisse Besonderheiten
    NZZ 25.5.2019, Schweiz, Lena Schenkel
  • Bildung und Erziehung, instruction et éducation! Wo soll die Schule stehen?
    Condorcet Bildungsperspektiven 22.5.2019, von Redaktion «Condorcet Bildungsperspektive»
  • Vom pädagogischen Wert der Zuversicht
    Journal21, 22.5.2019, von Carl Bossard
  • Bildung: Mehr als Fitmachen für den Beruf
    Galler Tagblatt 21.5.2019, Ansichten von Mario Andreotti
  • Mut zur Freiheit
    Schule Schweiz 7.5.2019, Urs Kalberer
  • Unanständiger Unterricht
    NZZ 14.5.2019, Meinung & Debatte, Seitenblick, von Konrad Paul Liessmann
  • Bildung mit Werten statt nur mit Wissen
    NZZ 17.5.2018, Zürich und Region, Lena Schenkel
  • Ernüchternde digitale Bildungsrevolution
    NZZ 16.5.2019, Meinung & Debatte, Gastkommentar von Klaus Zierer
  • Wutschüler: Lehrerpräsident zieht Notbremse
    Sonntagszeitung 12.5.2019, Denis von Burg, Ressortleiter Politik
  • Viele meiner Sonderschüler sind Unternehmer geworden
    SonntagsZeitung 12.5.2019, Leserbriefe zu «Es braucht wieder Kleinklassen» vom 28.4.2019
  • Was ist los mit unserem Geschichtsunterricht?
    15.5.2019, Hanspeter Amstutz
  • Veranstaltungshinweise
    6.2019 Die Sprache ist das Tor zur Welt