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Newsletter vom 30. November 2025

Eine pädagogische Wende für die Volksschule!

Eine pädagogische Wende für die Volksschule!

«Wer hat die Definitionsmacht über die Schulen übernommen?» fragt Carl Bossard in seinem kürzlich veröffentlichten Interview und gibt sogleich eine klare Antwort. Verantwortlich für die heutige Bildungsmisere sind die Pädagogischen Hochschulen, im Päckli mit der EDK und der Bildungsverwaltung in Bund und Kantonen, die abgekoppelt von den realen Zuständen in den Schulstuben und den alltäglichen Berichten aus der Lehrerschaft unbeirrt ihr Süppchen kochen. Eifrig sekundiert durch Heerscharen von Beratungsunternehmen, die mit den Reformprogrammen Milliarden verdienen. Und 's Tüpfli uf em i: Nachdem handfeste Studien seit Jahren den ungenügenden Stand eines erschreckend grossen Teils unserer Schulabgänger schwarz auf weiss belegen, haben doch tatsächlich auch die PHs davon Notiz genommen und beklagen den Leistungsabfall an den Schulen, den sie in Tat und Wahrheit mit ihren Reformen selbst bewirkt haben! Einen «Masterplan» wollen sie für die Volksschule – als ob die Schreibtischtäter nicht schon genug Unheil angerichtet hätten mit ihren pädagogisch untauglichen Programmen. Dem setzt Carl Bossard glasklar entgegen, wir bräuchten keinen «Masterplan», sondern «eine pädagogische Wende, um eine wirklich gute ‹Schule für alle› zu schaffen – klug geführt und mit effektiven Lernprozessen.»

Es ist wohltuend, wie Carl Bossard beharrlich zum Wesentlichen der Schule zurückführt: zum pädagogischen Dreiklang Pestalozzis (Kopf, Herz und Hand), zum Lehrer als engagiertem Visavis, der seinen Schülern die Welt öffnet, zur Klassengemeinschaft als Ort des Miteinander-Lernens.

Auf diesem pädagogisch-psychologischen Boden gilt es auch die anderen Fragen einzuordnen, die in unserer Textsammlung aufgeworfen werden. Es muss immer darum gehen, wie wir den Kindern den Weg zum Lernen und zum aktiven Miteinander auftun können.

Förderklassen: Auftrag des Kantonsrats ohne Wenn und Aber umsetzen

Die Pseudo-Umsetzung der Förderklassen-Initiative durch die demokratieresistente Zürcher Bildungsdirektorin – und EDK-Präsidentin! – tut diesen Weg nicht auf. Vielmehr versucht Silvia Steiner entgegen dem klaren Auftrag des Kantonsrats ihren Stiefel durchzuziehen. Statt die Einrichtung von Förderklassen ins Zentrum zu stellen, schmückt sie ihren Entwurf mit den fragwürdigen «Schulinseln» aus. Dabei sind diese aus pädagogisch-psycholgischer Sicht eine Notlösung, die den zeitweilig ausgelagerten Kindern kaum hilft, ihren Platz in einer Klassengemeinschaft zu finden und beim Lernen Tritt zu fassen. Übrigens: Wenn etwas diskriminierend ist, ist es die Aussperrung eines Kindes aus der Klassengemeinschaft. Früher schickte der Lehrer störende Schüler «vor die Türe», solche Methoden glaubten wir eigentlich für überwunden.

Es ist schwer nachvollziehbar, wie die Redaktion des Tages-Anzeigers behaupten kann, Silvia Steiner habe «einen «Schweizer Kompromiss» gefunden und damit «eine wohltuende Ruhe in die Debatte gebracht». Nennt man es neuestens einen Kompromiss, wenn die Exekutive einen klaren Parlamentsentscheid in ihrem Sinne umfunktioniert?

Statt die untaugliche Integration aller Kinder in die Regelklassen zu hinterfragen, schafft man mit den Schulinseln eine Alibi-Lösung, die vom Grundproblem ablenken soll. Dazu bemerkt Schulleiterin und Mitinitiantin Yasmine Bourgeois, das Förderklassenkonzept passe halt nicht zur gängigen Vorstellung von integrativer Schule: «Stattdessen schiebt man Schüler lieber zwischen Regelklassen und Schulinseln hin und her.» Demgegenüber könnten viele Schülerinnen in Förderklassen eine stabile Lernsituation finden. Gönnen wir das doch unseren Kindern!

Diagnosenboom oder kindgerechte Wege?

Eine weitere schädliche Folge der Integration um jeden Preis ist die steigende Diagnoseflut. Die Luzerner Zeitung greift das Problem kritisch auf. Weil die Lehrer mit ihren heterogenen Klassen häufig überfordert sind, leiten viele in der Not eine psychiatrische Abklärung ein, zuweilen auch bei Kindern mit lediglich leicht auffälligem Verhalten, so ein Kinderpsychiater. Dabei könne es vorkommen, dass ein stilles Kind mit einer echten Entwicklungsstörung vergessen gehe, weil es den Unterricht nicht stört, berichtet eine erfahrene Lehrerin. Der Grund für eine Abklärung ist manchmal einzig die Hoffnung der Lehrerin auf die Bewilligung von mehr Helfern in ihrer Klasse.

Das kann es doch nicht sein! Dass ein radikales Integrationsmodell nicht praxistauglich ist, sollen «störende» Kinder ausbaden, die zum Teil gar keine medizinische Behandlung benötigen? LCH-Präsidentin Dagmar Rösler gibt erstaunlicherweise zu, «dass wir mit der integrativen Schule an eine Grenze gekommen sind und ernsthaft Lösungen suchen müssen, wie man diese gezielt stärken kann.» Von einer Lehrervertreterin wäre zu erwarten, dass sie nun konsequent den nächsten Schritt wagt und endlich die Notwendigkeit von Förderklassen anerkennt. Denn diese sind eine sinnvolle Ergänzung zu den Regelklassen, damit jedes Kind die Chance zu einer adäquaten persönlichen Förderung erhält. Gleichzeitig würden wir damit auch die Regelklassen «gezielt stärken», indem dort ein geordneter Unterricht wieder besser möglich wäre.

In ihrem Leserbrief fordert eine Kindergärtnerin Weiterbildungen, in denen die Lehrkräfte Einblick in psychologische und soziale Ursachen kindlicher Entwicklungsstörungen erhalten und angeleitet werden, wie sie Kindern mit persönlichen Schwierigkeiten helfen können, ihren Weg zu finden. Dazu braucht es «Ruhe, Zuversicht und gut geschulte Lehrpersonen».

Ein spannendes Päckli finden Sie in unserer Textsammlung – viel Vergnügen!

Marianne Wüthrich