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Newsletter vom 14. 8. 2022

Umfassende Korrektur der heutigen Schieflage tut not

Liebe Leserinnen und Leser

Obwohl die Zürcher Sommerferien erst in einer Woche zu Ende gehen, startet unsere Redaktion bereits mit frischem Schwung. Zum einen, weil auch während unserer Newsletter-Pause seit Ende Juni viele lesenswerte Artikel erschienen sind, zum anderen, weil die meisten Lehrer schon tief in den Vorbereitungsarbeiten stecken und dazwischen vielleicht gerne etwas Sinnvolles zum Thema Schule lesen wollen.

Lehrermangel – was tun?

Als «Flucht aus dem Schulzimmer» charakterisiert Carl Bossard das derzeit brennendste Problem, den Lehrermangel an den Schweizer Volksschulen. Jetzt, wo die Sommerferien zu Ende gehen, wird die Notlage akut. Die Zeichen an der Wand sind aber seit langem sichtbar und werden ebenfalls seit langem von zahlreichen Kritikern der für Schüler und Lehrer schädlichen Schulreformen angeprangert.

Kurzfristig…

Es bedarf auf zwei verschiedene Ebenen des Handelns: Zunächst braucht es für jedes Klassenzimmer eine konkrete Person, damit die Schulleitung die Kinder nicht nach Hause schicken muss, bis ein ausgebildeter Lehrer zur Verfügung steht. In dieser Notlage stellen einige Kantone Personen ohne Lehrerausbildung, aber möglichst «mit pädagogischem Hintergrund», ein, wie 20 Minuten berichtet. Untaugliche Rezepte wie höhere Löhne oder sogar Pensenerhöhungen werden in den Raum gestellt. Bei ihm werde die Unterrichtsqualität sicher nicht leiden, so einer dieser Lehrer ohne Ausbildung. Top-Bildungsforscher Stefan Wolter hofft sogar, dass damit «frischer Wind» in die Schulen komme – als ob die Bildung unserer Jugend mit ein wenig Spass und Action erledigt werden könnte.

Zur Erinnerung: Stefan Wolters, vom Bund bezahlter Leiter der «Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung», hat vor vier Jahren in einem Interview auf die Frage, welche Reformen in den letzten zwanzig Jahren funktioniert hätten, geantwortet: «Wir wissen es nicht. Es gibt so gut wie keine wissenschaftlichen Studien über ihre Wirkung.» Auf die Anschlussfrage des Interviewers: «Das heisst, man hat zwanzig Jahre lang mit riesigem Aufwand an diesem Bildungssystem herumgeschraubt, ohne die Effekte wirklich zu kennen?» sagte Wolter: «Ja. Das ist vernichtend, aber es ist so.» (Martin Beglinger, «Das ist vernichtend», NZZ vom 31.8.2018)

…und langfristig

Nach diesem ungeheuerlichen Geständnis aus dem Büro des «obersten» Schweizer Bildungsforschers sind wir bei der anderen, für eine nachhaltige Bildung unserer Jugend viel wichtigeren Ebene des Handelns angelangt: Nämlich der dringend anstehenden umfassenden Korrektur der heutigen Schieflage unserer Schulen und unserer Lehrerbildung.

Dazu ist schon viel Wertvolles geschrieben worden. Auch in diesem Newsletter finden Sie eine für den Leser erhellende, ja oft erfrischende Sammlung aus der Feder von erfahrenen Pädagogen und im Beruf stehenden Lehrerinnen. Damit auch die Verantwortlichen in den Bildungsdirektionen und Pädagogischen Hochschulen die Behebung der schwerwiegenden Mängel endlich ernstnehmen, müssen wir Bürgerinnen und Bürger uns etwas überlegen!

Lesen Sie selbst. «Dem Lehrermangel geht die Flucht aus dem Schulzimmer voraus» betitelt Carl Bossard seinen Artikel. Man spürt es in jedem Satz: Ihm, selbst Lehrer mit Leib und Seele, tut es weh, dass gerade die besten Lehrerinnen ihren Beruf aufgeben, weil sie in ihrer Klasse nicht unterrichten und alle Kinder fürs gemeinsame Lernen gewinnen dürfen. Stattdessen versinken sie in der allgegenwärtigen Bürokratie und der Reduktion des schönsten Berufes auf das Coaching des selbstorganisierten Lernens (SOL), das heisst der Vereinzelung der Kinder.

Was die Lehrerbildung betrifft, ist die Frage, wie viele Semester sie dauern sollte und ob sie mit einem «Master» abgeschlossen werden muss, zu kurz gegriffen. Der junge Sek-Lehrer Régis Ecklin bringt es auf den Punkt: Auf die Inhalte kommt es an! An der PH lernen die Studenten nicht mehr das Lehren, sondern «sogenannte konstruktivistische Didaktik» und anderes unbrauchbares Zeug («Notruf aus dem Klassenzimmer»). In seiner lebendigen, aber auch alarmierenden Schilderung geht es noch um Vieles mehr, zum Beispiel das gesunkene Niveau der Lerninhalte gemäss Lehrplan 21 im Vergleich zu dem, was die Primar- und Sekundarschüler früher gelernt haben, so dass sie auch gut vorbereitet waren auf eine Berufslehre. Ganz ähnlich beschreibt uns Real- und Berufsschullehrer Werner Bangerter, wo es hakt in unserer Schule. Er fordert, dass «alle Dozenten an pädagogischen Hochschulen eine Schulstuben-Praxis an Oberstufen nachweisen müssten – und im Idealfall als Schulleiter gewirkt haben.» («Überforderte Lehrer, frustrierte Schüler, verunsicherte Eltern»)

Auf die Lehrerin kommt es an

Es ermutigt ungemein, dass es – trotz mangelhafter Lehrerausbildung und unbrauchbarer Lehrpläne, trotz der Belastung der Regelklassen durch eine ausufernde Integration / Inklusion und trotz der amtlichen Missbilligung des Klassenunterrichts – auch heute noch so begeisterte junge Lehrer gibt wie Régis Ecklin. Oder wie die langjährige Lehrerin Daniela Pompizii, die uns einen ungemein farbigen und so richtig «aamächeligen» Bericht aus ihrem Klassenzimmer gibt («Ich bin jeden Tag gegen ganz viele Kinder ungerecht»).

Drei Leserbriefe hat die NZZ dazu publiziert, sicher haben sich noch viel mehr Leserinnen angesprochen gefühlt. Aber gefordert sind auch Taten – damit sind wir wieder bei der Verpflichtung der Bildungsverantwortlichen angelangt, endlich Ernst zu machen. «Wo bleiben die Konsequenzen?» fragt die Leserin und langjährige Lehrerin Elfy Roca: «Wie lange dauert es noch, bis in den Teppichetagen der Bildungsdirektionen und bei den nimmer müde werdenden Predigern von Schulreformen ankommt, dass viele der in den letzten Jahren durchgeboxten Schulreformen eine Hauptursache der heutigen Bildungsmisere sind?»

Dies ist auch ein Aufruf, der sich an uns Bürgerinnen und Bürger richtet – denn wir sind der Souverän in der direktdemokratischen Schweiz!

«Wie ich mit Kindern über Krieg und andere Katastrophen spreche»

Wir runden unseren Newsletter ab mit einem psychologisch anspruchsvollen und hoch aktuellen Thema, dem Gespräch mit Kindern über ernste und schwierige Fragen. Jede Lehrerin, jeder Vater ist damit konfrontiert, und es ist Teil der Erziehung zum Mitmenschen, mit den Kindern über Lebensprobleme und politische Fragen ins Gespräch zu kommen, denen sie in ihrem Alltag begegnen. Das Buch von Eliane Perret und Rüdiger Maas kann eine Unterstützung dabei sein.

Viel Freude beim Lesen wünscht

Für die Redaktion Starke Volksschule Zürich

Marianne Wüthrich