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Newsletter vom 22. 5. 2022

Dreiteilige Sekundarschulen mit Kleinklassen finden grossen Anklang

Pragmatische Lösungen für drängende Schulfragen sind uns wichtig. Deshalb hat unser Vorstand kürzlich eine Veranstaltung in Wetzikon über Strukturmodelle der Oberstufe durchgeführt und gleich eine Petition zur Wiedereinführung von Sek-C-Abteilungen lanciert.

Die anregende Diskussion nach den drei Kurzreferaten zeigte, dass das Fehlen von kleinen Klassen für schwächere Schülerinnen und Schüler als ein Schwachpunkt der aktuellen Wetziker Oberstufe gesehen wird. Mit einer Dreiteiligen Sekundarschule könnte die leistungshemmende Heterogenität in den Sek-B-Klassen deutlich verringert und die Förderung schwächerer Schüler in gut betreuten Sek-C-Klassen klar verbessert werden.

Falls Sie sich genauer über die Veranstaltung informieren möchten, lesen Sie am besten den ausführlichen Bericht unseres Vereinsmitglieds Zeno Schärer. Wer die Idee einer Dreigeteilten Oberstufe für Wetzikon direkt unterstützen möchte, kann dies mit seiner Unterschrift auf unserem Petitionsbogen tun.

Statt pseudowissenschaftlicher Rhetorik ist sprachliche Klarheit gefragt

Unser erster Textbeitrag stammt einmal mehr aus der Feder von Carl Bossard. In seinem erfrischenden Aufruf für weniger Bildungspathos trifft er wohl den Nerv von vielen, die mit Texten zu pädagogischen Themen zu tun haben. Der Autor tritt für eine gut verständliche Sprache ohne pseudowissenschaftliches Blendwerk ein und fordert schlicht Klarheit statt sprachliches Imponiergehabe. Das gilt für Formulierungen im Lehrplan genauso wie für wissenschaftliche Abhandlungen, welche an ein breiteres Publikum gerichtet sind. Was nützen hoch komplizierte Kompetenzbeschreibungen, wenn Lehrpersonen und interessierte Laien die formulierten Bildungsziele nicht erkennen können?

Heftiger Widerstand gegen Schulmodelle mit Totalintegration

Die bildungspolitischen Dauerbrenner lassen uns weiterhin keine Ruhe. Dies hängt zu einem grossen Teil damit zusammen, dass die offizielle Bildungspolitik nach wie vor von unseligen Dogmen beeinflusst wird. Zu den wohl hartnäckigsten theoretischen Vorgaben gehört die Vorstellung, dass alle Schüler in die Regelklassen integriert werden sollen und mindestens äusserlich die Gleichheit aller Lernenden betont werden müsse. Diese Scheingleichheit führt jedoch in der Praxis zu grossen Schwierigkeiten. Lehrpersonen fühlen sich erschöpft, weil sie in den heterogenen Klassen mit den völlig unterschiedlichen Begabungsprofilen und den starken Verhaltensauffälligkeiten der Schüler nicht mehr zurechtkommen. Die Zeitungen sind voll mit Berichten über Schulen, wo Klassen kaum noch führbar sind, weil die Anzahl der Betreuungsfälle stark zugenommen hat. Eltern und Lehrpersonen fürchten wohl zu Recht, dass die Schulleistungen vieler Schüler sinken und das angestrebte Ziel der besseren Integration der Schwächeren völlig verfehlt wird. In unserem Newsletter finden Sie dazu eine Zusammenstellung der prägnantesten Zeitungsbeiträge.

Das ewig gleiche Rezept der Inklusionsbefürworter, man müsse noch mehr finanzielle Mittel und mehr Heilpädagoginnen in den Regelklassen einsetzen, ist wie ein Fass ohne Boden. Der Widerstand gegen die Vorstellungen einer radikalen Inklusion nimmt nicht nur in Lehrerkreisen zu. So hat die Genfer Stimmbevölkerung eine extreme Vorlage für eine Einheits-Oberstufe abgelehnt und in der Waadt wurde die Bildungsdirektorin Amarelle wohl als Folge ihrer stark umstrittenen Schulreform abgewählt. Die Unruhe im Land über das Scheitern der Inklusions-Träumereien ist unterdessen so gross, dass konstruktive Lösungen für einen vernünftigen Abbau der Heterogenität in den Schulklassen und Kleinklassen für schwächere Schüler wieder deutlich mehr Chancen haben.

Zu stark divergierende Erfolgsquoten bei den Lehrabschlussprüfungen

Es ist sicher kein Zufall, dass in der Tagespresse zurzeit viel über die Berufslehren zu lesen ist.

An den Berufsschulen und in den Lehrbetrieben finden im Mai die wichtigen Lehrabschlussprüfungen (LAP) statt. Öffnet eine Matur den Gymnasiasten den Zugang zu den Hochschulen, so bedeutet für junge Erwachsenen in den Lehrbetrieben der erfolgreiche Abschluss der LAP die volle Anerkennung in der Arbeitswelt und eine sichere Grundlage für weitere Ausbildungswege. Es ist deshalb von grosser Bedeutung, dass die Erfolgsquote bei den Abschlussprüfungen möglichst hoch ist und gute Prüfungsergebnisse die hohe Qualität unseres dualen Ausbildungssystems bestätigen.

Leider zeigen die Statistiken, dass die Durchfallquoten in einigen Berufssparten zu hoch sind. Die Ursachen für diese unerfreuliche Tatsache sind vielfältig. Ungenügende Betreuungsverhältnisse in Branchen mit Personalmangel, gestiegene schulische Anforderungen, erhebliche Defizite bei den schulischen Grundlagen sowie die Abwanderung handwerklich geeigneter Kandidatinnen und Kandidaten zu den Mittelschulen. Die betroffenen Branchen sind zu Recht besorgt, denn sie wissen, dass hohe Durchfallquoten absolut schädlich für das Image ihres Berufszweigs sind. Wieweit eine verbesserte staatliche oder verbandsinterne Aufsicht über die Lehrbetriebe den betroffenen Branchen weiterhelfen könnte, wird sicher noch einiges zu diskutieren geben. Fest steht jedoch, dass die Volksschule mit einer stärkeren Konzentration auf die Grundlagen in Mathematik und Deutsch einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Berufslehren leisten könnte.

Ein eindrückliches Schlussbouquet mit viel ermutigender Pädagogik

Das Erfreuliche kommt bei den Meldungen über die Berufslehren zum Glück nicht zu kurz.

Wie ein Bericht aus der NZZ zeigt, haben Untersuchungen ergeben, dass 18-Jährige durch ihre intensiven Kontakte mit der Arbeitswelt einen eigentlichen Motivationsschub beim Lernen erleben. Jungen Erwachsenen in der Berufslehre wird offensichtlich bewusst, dass in einer hohen fachlichen Qualifikation und im Willen zur Weiterbildung der Schlüssel zum beruflichen Aufstieg liegt.

Als Abschluss bieten wir Ihnen noch zwei bemerkenswerte Beiträge. Der eine ist von Volker Ladenthin und setzt sich mit der Wissenschaftsorientierung der Gymnasien auseinander. Der Autor ist überzeugt, dass eine zentrale Bildungsaufgabe der Mittelschulen in der systematischen Schulung des wissenschaftlichen Denkens besteht. Der zweite Text ist eine Ermutigung für alle, welche den Ballast vergangenen Scheiterns in einem Fach mit sich herumtragen. Auch wenn Sie keine solchen Lasten kennen oder diese bereits abgelegt haben, werden Sie sich nach der Lektüre von Carl Bossards Schlusspunkt richtig gut fühlen.

Für die Redaktion Starke Volksschule Zürich

Hanspeter Amstutz