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Newsletter vom 24.11.2019

Welche Bildung ist hoch wirksam?

Auf die Titelfrage haben schon verschiedene Autoren in unserem Newsletter Antworten geschrieben. Ein gern gesehener Gast ist dabei Carl Bossard, der die pädagogische Kardinal­frage von allen Seiten her beleuchtet. Einmal ist es ein Essay über die Beschränkung des Schulstoffs auf das Wesentliche, ein andermal weist er auf entwicklungspsychologische Aspekte des Lernens hin und immer wieder ist es die Lehrerrolle, die ihn zutiefst beschäftigt. In der heutigen Ausgabe unseres Newsletters finden Sie sozusagen das Kernprogramm seines Denkens: Es ist die Zusammenfassung seines jüngsten Vortrags über die Bedeutung des Lehrerseins in Vergangenheit und Gegenwart. Unser Redaktorin Marianne Wüthrich ruft präzis in Erinnerung, was der Autor den begeisterten Zuhörern mitgegeben hat. Es sind alles Einsichten, die weit über jede schulische Betriebsamkeit hinausgehen und die Wirkung echter Bildung festhalten.

Zu Fragen der Schulqualität der Stadtzürcher Sekundarschulen stellt sich Stadtrat Filippo Leutenegger in einem Interview, das in allen städtischen Quartierzeitungen erschienen ist. Es ist bemerkenswert, dass ein Stadtrat für einmal gewisse Vorbehalte gegenüber der uneinge­schränkten Integration aller Schüler in die Regelklassen einräumt. Nicht zuletzt ist es die Sorge, dass die Qualität einer Schule abnimmt, wenn die Heterogenität in den Klassen ein vernünftiges Mass übersteigt. Die Sekundarschule muss als Bildungsweg für leistungsstarke Schüler gegenüber dem Langzeitgymnasium attraktiv bleiben und darf ihr Niveau nicht weiter gegen unten anpassen. Es wäre spannend gewesen zu erfahren, wie sich Leutenegger zur Abschaffung der Klein- und vieler Werkjahrklassen stellt. Darauf finden sie bei uns eine klare Antwort des Heilpädagogen Riccardo Bonfranchi.

Das Dauerthema Lehrermangel beschäftigt uns auch diesmal. Die Politik versucht wie immer erst einmal zu beruhigen, wenn es brennt. Marion Völger vom Volksschulamt weist darauf hin, dass auf jeden Lehrermangel bald wieder ein Lehrerüberfluss folge. Doch wer die Zahlen mit den stark steigenden Schülerzahlen sieht, wird diesmal kaum auf eine baldige Beruhigung der Situation hoffen können. Kommt dazu, dass das personalintensive Modell der vollen schulischen Integration weit mehr Heilpädagogen benötigt, als bei dessen Einführung geplant war. Klassenlehrpersonen sind heute oft am Anschlag, weil sie für einzelne verhaltensauffällige Schüler einen grossen Teil ihrer pädagogischen Energie aufwenden müssen.

Sind Klassenassistenzen die Lösung, um den Lehrermangel zu beheben und schwierige Klassen stabilisieren zu können? Dieser Frage geht Francesca Prader in einem aufschluss­reichen Beitrag nach. Ihre Interviewpartner sind sehr skeptisch und sprechen von einer Pflästerlipolitik. Die Probleme des Lehrermangels liegen tiefer. Heterogene Klassen zu führen ist eine grosse Herausforderung. Zweifellos wissen die Pädagogischen Hochschulen um ihren Auftrag, die Studierenden besser im Bereich der Klassenführung auf die Schul­realität vorzubereiten. Doch dies scheint schwieriger zu sein als neue theoretische Lern­konzepte zu vermitteln. So sind die Behörden mit zunehmendem Lehrermangel gezwungen, auch weniger geeignete Lehrpersonen einzustellen. Solange der Stellenmarkt derart ausge­trocknet ist und fast jede Konkurrenz fehlt, droht eine ernsthafte Qualitätseinbusse in der Volksschule.

Bei den weiteren Beiträgen der vergangenen Woche gehen die provokativen Titel weit über das hinaus, was sonst in Zeitungen wie der NZZ zu lesen ist. Von Verdummen und Verblöden der Schule ist die Rede. Dabei handelt es sich um Buchbesprechungen, bei denen die Autoren der Streitschriften pointiert argumentieren und aufrütteln wollen. Vielleicht kann man diesen etwas ungehobelten Stil der Verfasser als Versuch sehen, gegen praxisferne Experimentierlust in der Pädagogik anzukämpfen. Wer hingegen lieber am erfüllenden Auftrag einer engagierten Lehrerin teilnehmen möchte, wird bei der Rezension des Tagebuchs von Isabelle Mäder einen Zugang finden.

Die Aufzählung unserer Texte ist nicht abschliessend. Im Inhaltsverzeichnis finden Sie vielleicht noch weitere Beiträge, die Sie ansprechen. Werfen Sie einfach einen Blick darauf und suchen Sie aus, was Ihnen gefällt. Für Spannung und Musse ist sicher gesorgt.

Für die Redaktion Starke Volksschule Zürich

Hanspeter Amstutz

Inhalt

  • Welche Bildung ist hoch wirksam?
    11.2019, Hanspeter Amstutz
  • «Schulkinder suchen keinen Coach, sie wollen einen Häuptling. Bildung braucht Beziehung.»
    Medienmitteilung des Vereins «Starke Volksschule Zürich» vom 20.11.2019
  • «Der breite Königsweg ist die Sekundarschule»
    Züriberg 13.11.2019, Interview: Thomas Hoffmann und Lorenz Steinmann
  • Schulvorsteher soll wieder Kleinklassen einführen
    Züriberg 21.11.2019, Leserbrief von Hans-Peter Köhli
  • Abschaffung der Kleinklassen mit Folgen für den Berufsfindungsprozess
    Condorcet Bildungsblog 16. November 2019, Riccardo Bonfranchi
  • Pflästerlipolitik oder wertvolle Hilfe im Schulzimmer?
    Zürichsee-Zeitung 16.11.2019, Schwerpunkt, Francesca Prader
  • «Historisch betrachtet folgte auf einen Lehrermangel immer ein Überfluss»
    Zürichsee-Zeitung 16.11.2019, Schwerpunkt, Nachgefragt, Interview mit Marion Völger
  • Die Nebeneffekte des Lesens lehren
    NZZ 20.11.2019, Meinung & Debatte, Gastkommentar von Massimo Salgaro
  • Verblöden unsere Schulen?
    NZZ 14.11.2019, Sachbücher, von Martin Beglinger
  • Für Sie gelesen: „Deutschland verdummt“
    Condorcet Bildungsblog, 18. November 2019, Gastbeitrag von Felix Hoffmann
  • Plurilinguales Sprachenlernen, ein Grossprojekt des Europarates
    Condorcet Bildungsblog 13.11.2019, Felix Schmutz
  • Kritik am neuen Lern-Tool des Kantonsrats wegen zu komplizierter Texte
    Zürichsee-Zeitung 9.11.2019, Zürich
  • „Bewegte Leichtigkeit und Leidenschaft im Klassenzimmer“
    Buchtipp zum Buch von Isabelle Mäder
  • Veranstaltungshinweise
    Eltern - Seminare zum Lehrplan 21
    Reflexionsforum Neuzeitlich Bildung mit Herz und Hirn, Grüningen, Beatrix Inauen