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Newsletter vom 4.3.2018

Vorwort

Sehr geehrte Damen und Herren

Liebe Komiteemitglieder, liebe Unterstützer und Mitkämpfer

Leider wurde unsere Initiative «Lehrplan vors Volk» gestern an der Urne abgelehnt.

Das Wichtigste vorweg: Herzlichen Dank all denjenigen, die in irgendeiner Art und Weise für ein JA geworben haben. Sie haben auf der Strasse gekämpft, Flyer verteilt, Plakate aufgehängt, Newsletter verfasst, Leserbriefe geschrieben, auf Social Media regelmässige Beiträge gepostet, laufend die Website angepasst und vieles mehr. Dieses grossartige Engagement für ein Anliegen, das von Anfang an einen schweren Stand hatte, verdient grossen Respekt!

Eine kurze Analyse

Ein Nein war das Resultat. Dennoch hat fast ein Viertel, konkret waren es 109'000 Personen, für die Initiative gestimmt. Auch diese Minderheit will gehört werden und diese wichtige Minderheit müssen wir auch künftig vertreten.

Die Gründe für das Nein zur Initiative sind vielfältig. Obwohl wir ein breit abgestütztes Komitee hatten, hatten wir keine offizielle Unterstützung von anderen Parteien bzw. Organisationen, von den Medien wurden wir verschwiegen und mussten im Zuge der eidgenössischen No-Billag-Abstimmung richtiggehend um Aufmerksamkeit buhlen. Zudem waren die Vorboten aus den anderen Kantonen schlecht. Immer wieder versuchten die Medien, uns als Ewiggestrige hinzustellen und befassten sich nur oberflächlich mit der Initiative. Entsprechend war die Information über die Abstimmungsvorlage: gehaltlos, einseitig, von Falschaussagen gespickt.

Unser Komitee war bunt durchmischt und bestand aus Personen mit unterschiedlicher Parteizughörigkeit, mit unterschiedlichen Hintergründen und aus verschiedenen Berufsrichtungen. Mit der Initiative wollten wir einen Systemwechsel heranführen mit dem Ziel, mehr demokratischen Einfluss auf Schulreformen – beginnend beim Lehrplan – nehmen zu können. Entsprechend war die Thematik komplex und es war nicht einfach, der Bevölkerung unsere Absichten zu vermitteln.

Das sind die Herausforderungen

Was kommt noch auf uns zu? Wo müssen wir aktiv bleiben? Es ist klar: mit einem Nein zur Initiative «Lehrplan vors Volk» lassen wir uns nicht ins Bockshorn jagen. Nach wie vor herrscht eine Unzufriedenheit bei vielen Lehrern, Eltern, Lehrlingsausbildnern, Kinderärzten und vielen mehr. Die Schule entwickelt sich in eine bedenkliche Richtung. Kinderärzten und vielen mehr. Die Schule entwickelt sich in eine bedenkliche Richtung. Die Schulabgängerinnen und Schulabgänger bringen viele Grundfertigkeiten nicht mehr mit. An was liegt es?

  1. Reformen an Reformen
    Der Lehrplan 21 ist die aktuellste, sehr grosse Reform. Ebenso der Berufsauftrag. Ganz viele weitere Reformen beschäftigen das Schulumfeld dauernd und führen dazu, dass sich die Lehrpersonen nicht auf Ihren Kernauftrag, das Unterrichten, konzentrieren können. Letztlich leiden die Schülerinnen und Schüler darunter, weil Ihnen wichtige Fertigkeiten und grundlegendes Wissen fehlen 

  2. Therapiewahn
    Immer mehr Kinder erhalten eine Begleittherapie. Eltern, deren Kinder keine Massnahmen erhalten, müssen fast darum bangen, dass ihr Kind zu kurz kommt. Hinter diesem Therapiewahn steckt eine Sozialindustrie, die davon profitiert. Kleinklassen werden kaum mehr geführt, weil der Grundsatz der Integration auch bei sehr schwierigen Fällen zuoberst steht. Letztlich schwächt dies die starken und die schwachen Schülerinnen und Schüler, weil ein gezielter Unterricht unter den erschwerten Umständen kaum möglich ist. 

  3. Falsche Schwerpunkte
    Englisch, Französisch und vielleicht noch Latein? Was alles soll noch in die Stundentafel der Schülerinnen und Schüler hineingepackt werden? Bereits heute scheitern viele Schülerinnen und Schüler an den Grundfertigkeiten wie Deutsch und Mathematik. Das solide Lernen der Grundlagenfächer sollte primärer Schwerpunkt unserer Schule sein. Alles andere ist gut für diejenigen Kinder, die noch mehr gefordert werden wollen – dies dann aber als Zusatz und nicht als Grundsatz. 

  4. Wachsende Bürokratie
    Noch eine Fachstelle für dies, mehr Therapeuten für das und ein teures Schulhaus mit Extra-Zimmern dazu. Das Geld fliesst viel zu oft in das Drumherum der Schule anstatt ins Schulzimmer, wo es unseren Kindern am meisten nützen würde. 

  5. Alles in allem: Mangelnde Demokratie
    Die Direktbetroffenen und die Bevölkerung werden immer mehr von bildungspolitischen Fragen ausgeschlossen und können sich zu obenstehenden Punkten und noch viel mehr, das unsere Schule beschäftigt, gar nicht mehr äussern. Mit dem Lehrplan 21 wurde ein grundlegend neuer Lehrplan von Experten ausarbeitet. Mit diesem wird zum Beispiel die vom Volk abgelehnte Grundstufe wieder eingeführt und somit der Kindergarten abgelöst. Nur ein Beispiel für eine Anpassung, die zwingend demokratisch legitimiert sein sollte. 


Vorwärts schauen!

Was können wir tun? Auch wenn wir die Abstimmung verloren haben, haben wir letztlich einen Gewinn. Wir haben uns getraut, trotz aller Widerstände, eine wichtige Diskussion zu lancieren. Wir haben einige Missstände unseres Bildungswesens aufzeigen und viele Leute aufrütteln können.

Wichtig ist jetzt, dass wir vorwärts schauen und weiterkämpfen. Wie oben stehende kurz angerissene Punkte zeigen, haben wir einen wichtigen Auftrag. Wenn es niemand sonst tut, müssen wir es tun: uns gegen den Mainstream und den Filz in der Bildungspolitik wehren! Es ist leider so, viele Leute realisieren den Ernst der Sache erst, wenn es bereits schmerzt. Uns soll niemand vorwerfen, wir hätten nicht vor den Reformen gewarnt, die mangels Demokratie laufend durchs Hintertürchen eingeführt werden und einer guten Schulbildung abträglich sind.

In dem Sinne: kämpfen Sie weiter für eine breit abgestützte, gute Volksschule zugunsten unserer Kinder und nächster Generationen! Deshalb schicken wir Ihnen auch heute - unserer Kinder und nächster Generationen! Deshalb schicken wir Ihnen auch heute - leider etwas verspätet - unseren Newsletter. Er enthält dieses Mal einige aufschlussreiche Artikel wie eine gute Schule sein könnte und was diese zu leisten imstande ist.

Herzliche Grüsse im Namen des Abstimmungs-Komitees

Anita Borer

Inhalt

  • Schule gestalten im Geiste Pestalozzis
  • Alle Bildung kommt aus dem Tun
  • Widerstand gegen intransparente Steuerung im Bildungssystem
  • Leserbriefe
    Die Volksschule gehört dem Volk
    Dafür haben wir nie gekämpft
    Digitaler statt analoger Unterricht
    Wohltuende Ausnahme im Blätterwald
    Leserbrief zu «Kommt der Lehrplan vors Volk?» von Rafael Lutz
  • Smartphones erobern die Kinderzimmer
  • „Wohin führt die Vermessung unserer Kinder“